Samstag, 20. Juni 2015

6 Monate kleines F


Hallo Baby,

eigentlich ist diese Anrede gar nicht mehr zeitgemäß, denn letztens bei C&A in der Kinderabteilung stellte ich fest, dass all die süßen Babyklamöttchen nur bis Größe 68 gehen. Du bist laut deines letzten Kinderarzt-TÜVs vor 3 Tagen 67 cm groß und wächst nun schon langsam in die Größe 74 rein.  
Newborn ist nun also ein für alle Mal passé, was auch der postnatale Fußabdruck beweist, wenn man ihn mit deinem aktuellen Riesenfuß vergleicht.


Deswegen:


Liebe Felicia,

wo sind sie hin, die letzten 6 Monate? Noch so frisch ist die Erinnerung an unser erstes Weihnachten zu viert, genauer gesagt unseren ersten richtigen Tag zu Hause nach dem Krankenhaus und deiner Geburt. Wenn ich jetzt die Strampler aus deinen ersten Tagen anschaue, kann ich kaum glauben, dass du sie tatsächlich vor nicht allzu langer Zeit getragen hast, so winzig sehen sie inzwischen aus.
Den Rückbildungskurs haben wir beide erfolgreich absolviert. Wo du anfangs noch auf dem Rücken gelegen und Löcher in die Luft geguckt hast, wolltest du bei den letzten Malen lieber auf dem Bauch liegen und dir die anderen Babys ansehen. Überhaupt ist dein Blick viel offener geworden, du interessierst dich für alles, was um dich herum passiert. Wie schön ist es, wenn das eigene Kind plötzlich auf Ansprache reagiert und kommuniziert! Aus "agrr", "ogrr" usw. sind inzwischen ganze Silben-Sätze geworden ("An-gri-la", whatever). Du staunst manchmal selbst, was heraus kommt, wenn du mit deiner Stimme experimentierst. Dein erstes lautes Lachen habe ich auf Video aufgenommen und könnte es mir stundenlang anhören! Sasa (meine Mama) hat dir das englische Kinderlied "5 little monkeys" vorgesungen. Die Äffchen hüpfen alle auf dem Bett und es fällt immer einer runter und stößt sich den Kopf. Mummy called the doctor and the doctor said: "NO MORE MONKEYS JUMPING ON THE BED!" Als sie mit verstellter Stimme den tiefen Doktor gesungen hat, hast du aus vollster Kehle gelacht und alle im Raum damit angesteckt. Überhaupt lachst du immer, wenn du Sasa siehst. Dein Lieblingsmensch ist aber unangefochten deine große Schwester (hoffentlich liest du das später mal, wenn Krieg im Kinderzimmer herrscht...). Spricht sie, hörst du andachtsvoll zu, hängst an ihren Lippen und freust dich laut quietschend, wenn sie mit dir spielt.


Vor wenigen Tagen hast du tonlos deine Lippen aufeinander gepresst und sie wieder geöffnet. Als du deine Stimme dazu genommen hast, ist "MAMAM" entstanden. Hach! Seitdem immer wieder! Was für ein großer Moment. Da setzt das Herz einen Moment aus vor Glück!
Dein erstes "Wort" war allerdings ein anderes, existenziell wichtiges im Zusammenleben mit einer großen Schwester: "NEE NEE". Jackpot!

Die Zahnfee war auch schon bei uns: bei deiner großen Schwester hat sie den ersten Zahn abgeholt (bzw. ihn nur ansehen dürfen, dazu zu anderem Zeitpunkt mehr) und dir hat sie fast zeitgleich - mit 5 Monaten - den ersten gebracht. Ein einzelner Kuchenschneidezahn unten rechts, der fleißig wächst. "Ich habe einen Zahn und ich weiß ihn zu benutzen", immerhin hast du damit schon ein Stück Kinderkeks abgebissen (und - iieehh, Stückchen im Mund - erschrocken wieder ausgespuckt). Der Nachbarzahn steht inzwischen auch schon in den Startlöchern.


Apropos Essen: die Kinderärztin empfiehlt, 6 Monate voll zu stillen und erst danach mit Beikost anzufangen. Meine Hebamme meint, man könne je nach Interesse des Kindes auch schon nach dem 4. Monat mit Brei beginnen. Du hättest mit deiner Körpersprache nicht deutlicher ausdrücken können, dass du essen möchtest. Wenn du auf meinem Schoß warst, während ich gegessen habe, hast du erst meine Gabel mit den Augen verfolgt, deinen Mund geöffnet und dann geschimpft wie ein Rohrspatz. Außerdem hast du mit gut 4 Monaten immer noch sehr schlecht geschlafen und bist oft alle 2 Stunden wach geworden in der Nacht. Meine Entscheidung, dir Brei anzubieten, war also reine Notwehr, in der Hoffnung, du mögest nach Abendbrei mit dem Aufdruck "gut sättigend" in selbigem Zustand auch besser schlafen. Die Rechnung ist aufgegangen, obwohl ich damit den deutschen Leitfaden für Babyernährung komplett umgekrempelt habe.
Denn anfangen tut man 1. mittags und 2. mit Gemüse. In unseren Nachbarländern, z.B. Polen starten sie tatsächlich mit Getreide, aber der ordentliche Deutsche muss als Erstes Mohrrübenpampe essen. Ist dir aber herzlich egal.


Inzwischen isst du auch mittags Brei, allerdings ausschließlich komplette Menüs, Gemüsereis mit Pute, Kartoffeln, Erbsen und Rindfleisch etc. Wenn man den Fehler macht und dir Mohrrüben pur anbietet, kann man eine Vorstellung der Extraklasse genießen: ich habe nicht gewusst, über was für ein enormes Repertoire an angeekelten Gesichtsausdrücken so ein Baby verfügt!
Babys Speiseplan mag für Außenstehende ähnlich spannend sein, wie für mich eine Vorlesung in Teilchenphysik, aber eine deiner frühkindlichen Essenserfahrungen muss ich hier dennoch gesondert erwähnen: du isst Avocado gemischt mit aufgeweichtem Kinderkeks. Klingt eklig, ist aber furchtbar gesund und (?) lecker. Und wer kommt auf solche Ideen? Sasa. Für "Dummheiten" und Experimente sind Omas zuständig.

Vor Kurzem hast du entdeckt, dass man mit dem Mund nicht nur prima Gegenstände auf ihre Beschaffenheit hin untersuchen, sondern damit auch wunderbar Spucke prusten kann. Besonders gerne probierst du dieses Feature während des Essens aus. Mama quiekt dann immer so lustig. Meine Beziehung zum Fleckentferner hat sich in den letzten Wochen deutlich intensiviert.


Du kannst dich nach wie vor am besten beim Stillen entspannen und hälst dich mit der freien Hand entweder am BH fest oder knetest die Brust, ähnlich wie Katzenbabys mit dem sog. Milchtritt. Nicht zuletzt deswegen muss ich regelmäßig deine Fingernägelchen schneiden, andernfalls sehe ich ums Dekolleté aus, als hätte ich letzte Nacht einen Kampf verloren.

Wenn du dann zufrieden trinkst, mich dabei streichelst und ich die kleinen Speckfältchen an deinen Armen ansehe, die winzigen Finger oder deine Stillschnute, möchte ich gerne die Zeit anhalten und habe das Gefühl, als wenn die Liebe überschwappt. Unfassbar, wie viel man für einen so kleinen Menschen empfinden kann!

Deine Augen sind mittlerweile nicht mehr blau (Mama, Fiona, Sasa), sondern undefinierbar mit Hang zu braun-(Papa)-gesprenkeltem Grün (Opa). Eine bunte Familienmischung! Ich bin gespannt, wo die Reise hingeht! Haare wachsen langsam, aber mit Zöpfen müssen wir wohl - wie bei deiner Schwester - bis zum zweiten Geburtstag warten, wenn das so weitergeht. Andere Babys werden mit mehr Haaren geboren als du sie im Moment hast, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Farblich tendiere ich zu einem satten dunkelblond oder hellem Braun, aber ganz genau sagen kann man das nicht. Der kleine Zopf hinten rollt sich manchmal hoch, aber dass es diesmal Locken werden, wage ich leise zu bezweifeln.


An den Nachmittagen, wenn du bei Sasa bist, geht sie mit dir im großen Kinderwagen zu REWE, euer täglicher Ausflug. Oft protestierst du dabei noch eine Weile, selbst, wenn du satt und sauber bist. Denn wer keinen Nuckel und keinen Daumen nimmt, findet trotz großer Müdigkeit nicht so leicht in den Schlaf. In letzter Zeit war ganz deutlich zu sehen, dass du nicht mehr liegen, sondern die Welt sehen willst! Mit dem dicken Kissen im Rücken sitzt du wie eine Eins und bei REWE laufen dir fast die Augen über, wenn du die ganzen bunten Dinge in den Regalen siehst! Nach den vielen Eindrücken lässt du dich dann tatsächlich ablegen und machst plusminus eine halbe Stunde Powernapping direkt im Wagen an der frischen Luft.
Stellt man dich hin, drückst du die Beine fest durch und stützt dich damit ab. Wackelst du dann noch mit dem Po hin und her, bist du an "Süßigkeit" nicht mehr zu übertreffen!


Bunte Holzgreiflinge faszinieren dich besonders und - wie schon damals deine Schwester - Spielzeuge von Lamaze. Der knisternde Franky, the Whale, hat 4 verschiedenfarbige Tücher dabei, die man ins Maul stecken und durch das "Luftloch" wieder herausziehen kann. Das und anschließendes Kuckuck-Spielen mit den Tüchern machst du mit Begeisterung!
Ein explizites Lieblingskuscheltier hast du noch nicht. Es gibt heiße Anwärter auf den Titel, aber dein Favorit heißt derzeit noch ganz klar "Mama". Ein Hase und ein Bär stehen in der engeren Auswahl. Man darf gespannt sein, wo die Liebe hinfällt!








Ich trage dich - und das ist ganz anders als bei Fiona damals - sehr viel in der Manduca, weil du nicht gerne abgelegt wirst. ActivityCenter ist mal für eine Viertelstunde cool, aber dann reicht's auch wieder. Wenn ich nähe, Musik mache oder mittags koche, bist du immer als Känguruhbaby an mir dran. Aus diesem Grund hat die Trage vorne auch schon eine halbe Speisekarte dran... Deine große Schwester konnte man nach dem Füttern ablegen und dann hat sie anfangs verlässlich ihre 4 Stunden geschlafen. Du bist da ganz anders. Man könnte ja etwas verpassen! Um dich "einzuschläfern" hat schon oft geholfen, wenn ich die Instrumentalversion von Michael Jacksons "Smooth Criminal" angemacht und auf dem Klavier mitgespielt habe. 2-3 Durchgänge und ich hab dich ins Land der Träume gerockt... Nun ja, Musikerkind.


Spitznamen haben sich in den zurückliegenden 6 Monaten so einige etabliert, die im Voraus nicht absehbar gewesen sind, sich aber im Alltag "bewährt" haben. Eine "Feli" bist du nicht, wohl aber ein "Lieschen" oder eine "Felice", besonders niedlich, wenn deine Schwester dich so nennt. Dazu kommen alberne Spitznamen wie Felitschi, Mottinki, Schnuckipup oder Motzibu. Sorry for that... 

Am liebsten bist du nackig, wie z.B. in unserem ersten Urlaub in Ägypten Mitte Mai oder auch bei 30°C in unserem Garten, wenn der Sommer Stippvisite in Berlin macht. Dann liegst du da im Schatten, silbst so vor dich hin, nimmst deine Zehen in den Mund (statt Däumchen?!), bist tiefenentspannt und zufrieden mit dir und dem, was um dich herum passiert.


Ich freue mich auf jeden neuen Tag mit dir; auf dein Lächeln am Morgen (ach ja, "Guten Morgen, Frau Holle" sag ich auch zu dir...öhöm), deine ersten Sprechversuche, dein Interesse an der Welt, dein Lachen und darauf, zu sehen, wie mein Baby groß wird.

Ich hab dich lieb.
Deine Mama

12 Kommentare:

  1. Avocado mit Keks? Ernsthaft? :D :D :D ... okay... werd ich jetzt nicht unbedingt ausprobieren, aber wenns der Madame schmeckt hihihi <3 ....

    Wir haben übrigens auch ziemlich früh damals angefangen mit Beikost, aus ziemlich ähnlichen Gründen wie du es getan hast :D der Plan ging auch bei uns auf höhöhö.... Wenn sie dazu bereit sind, sind sie dazu bereit... warum dann noch länger warten? Ich finde es wichtiger, auf die Zeichen von dem kleinen Schatz zu hören als sich nach irgendwelchen Empfehlungen zu richten :) .. so werd ich es auch wieder bei der Babyraupe machen <3

    Ein wunderschöner herzergreifender Brief an deine kleine Maus <3 hach

    Liebst
    die Nike

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    1. Vielen Dank für deine lieben Worte! <3 ich fand es auch richtiger, aufs Mamagefühl zu vertrauen und auf das Baby zu hören, was das Essen angeht. Seitdem sie "etwas Richtiges" essen darf, ist sie viel viel entspannter und zufriedener. Also alles richtig gemacht. Ich freue mich schon, wenn du dann über eure Babyraupe schreibst!
      Liebe Grüße

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  2. schöner Bericht. Ich bin damals fast verzweifelt weil Lukas immer alles sehen wollte^^ er konnte so gut wie nie alleine sein, wenn dann musste er mindestens im Gewusel liegen, dann war er glücklich. Wirklich süß eure kleine Maus :)

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    1. Danke! Ich erinnere mich noch an eure ersten Fotos aus dem Krankenhaus nach Lukas' Geburt. Und jetzt feiert er mit unserem Abijubiläum nächstes Jahr schon 10-Jähriges, der Wahnsinn!

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  3. Hallo Vivi!

    Das mit dem Tragen kenne ich - von unserem Küstenjungen! Der wollte damals auch nirgendwo liegen, schon gar nicht allein. Unser kleines Mädchen hingegen liegt auch gerne schon mal und staunt die Welt an, besonders, wenn sich etwas über ihr bewegt. Sie ist ein echter Fan von Mobiles - mal gucken, vielleicht wird sie später Pilotin ;)

    Alles Gute für Euch und die nächsten sechs Monate! Viele liebe Grüße

    Küstenmami

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    1. Danke!
      Mobiles liebt sie auch sehr, ärgert sich nur, wenn sie trotz Strecken und greifen einfach nicht dran kommt um es in den Mund zu stecken ^^

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  4. Hach, wie schön! Es gibt doch noch Mamis die auf ihr Bauchgefühl hören anstatt auf kluge Ratschläge und Anweisungen. Diese nützliche Fähigkeit scheint heut zu Tage immer mehr unterzugehen und ohne fremde Meinung wird keine Entscheidung mehr getroffen. Unsere haben auch vor dem 6. Monat Brei gegessen, allerdings nur selbst gekochtes denn die fertigen mochten die kleinen Leckermäuler nie :-)
    Ich wünsche dir auch weiter viel Spaß mit deinen Mäusen. Genieße jeden Moment!

    Viele Grüße,
    Tanja & Bauchzwerg

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    1. Danke liebe Tanja! Eigentlich hätte ich noch früher anfangen sollen, denke ich inzwischen. Denn sie war oft unzufrieden und ich glaube, sie hatte einfach Hunger. Bauchgefühl ist auf jeden Fall wichtig und richtig! Alles Gute für dich!

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  5. Hach wie wunderschön <33333 Felicia entwickelt sich ja wirklich prächtig! Wieder ein Zwischenbericht, der sich an Liebe, Zärtlichkeit und Achtung kaum toppen lässt. Es ist schön zu sehen, wie behütet und geliebt Deine Kinder aufwachsen dürfen.
    Ganz toll finde ich ja die Monkey-Szene- so klasse, hast Du das auf Video aufgenommen! Ladygaga hat als dreimonatiges Baby zum ersten Mal so gelacht in der mit Frauen überfüllten Toilette eines Restaurants. Am Ende hat der ganze Raum Tränen gelacht. :-) Leider gibt es davon kein Video.
    Die Kärtchen mit dem "Zum ersten Mal" sind übrigens toll!
    SchdrückDich und Deine F's <3
    Séverine

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    1. Ach Liebes, du findest immer so tolle Worte...Danke!!! <3333

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  6. Hallo Vivi,

    auf der Suche nach anderen bloggenden Mamas bin ich auf deinen Blog gestoßen und habe mich etwas umgesehen. Er gefällt mir sehr gut und ich folge dir jetzt.
    Wie schnell die Zeit vegeht merke ich auch jeden Tag. Mein kleiner Finn ist jetzt knapp 2 Monate alt. Ich habe mir jetzt auch die Babymilestone Cards bestellt :)
    Vielleicht magst du ja auch mal bei mir vorbeischauen. Ich strukturiere meinen Blog grade etwas um. Mehr Baby und Familie, dafür weniger Kosmetik. Es gibt jetzt nämlich so viele schöne Sachen über die man nun schreiben kann :-)

    Würde mich freuen mal von dir zu hören.

    Liebe Grüße,
    Swantje von http://testen-backen-shoppen.blogspot.de/

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  7. ohh, wie liebevoll du deinen post geschrieben hast!
    mir geht es genauso. piet'chen ist nun acht monate und wo diese zeit hin ist?, das weiß ich nicht!
    das mama-sein: begleitet mit einem lachenden und einem weinenden auge!
    'liebst nina

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