Mittwoch, 30. September 2015

Best-Of September

Dieser Monat stand ganz im Zeichen der Einschulung und des Schulbeginns. Ein erstes Fazit nach 3 Wochen Schule: das Kind ist glücklich, endlich lernen zu können, erzählt übersprudelnd von den Erlebnissen des Tages, hat neue Freunde gefunden, eine tolle Lehrerin und Lieblingsfach ist Sport.
Wahnsinn, wie sie sich schon in den paar Wochen verändert hat! Sie ist so viel selbstständiger und selbstbewusster geworden, dass ich nur so staunen kann, was die Schule für ein großes Mädchen aus meinem Baby gemacht hat.
Was sonst noch so los war, seht ihr hier im Insta-Rückblick:

Am 3. Schultag war der Schulfotograf in der Schule und die (leeren) Zuckertüten sollten nochmal mitgebracht werden. Zur Langeweilebekämpfung während des Wartens klopfte mein Kind mit der Spitze immer auf den Boden. Tja nun. Jetzt haben wir auf dem Bild eine angefressene Tüte, aber ein glücklich strahlendes Schulkind


Das Sportshirt habe ich mit einer Qualle gepimpt - what else - und inzwischen 
hat sie auch schon ihre Freundinnen mit der Vorliebe für die Glibbertiere angesteckt. 


 65 Jahre Opa, happy birthday to you!
Habe ich schon erwähnt, dass ich keinen Zitronenkuchen mehr sehen kann...?



Besuch auf dem Stoffmarkt Holland in Spandau und die (genähten) Folgen:

 




Erste Vorbereitungen für die Piratenparty zum 6.Geburtstag im Oktober:


 

Mal wieder Tierpark Berlin



...und spontane Abhilfe für lauffaule große Schwestern


4 Milliarden ungelesene Emails nach dem Apple-Softwareupdate
 

...und noch ein bisschen Babycontent:





 Zitate habe ich auch noch ein paar für euch:
Fiona ist 5 Jahre und 11 Monate alt.


"Magst du das Mädchen denn?"
- "Ja, wir sind gefreundet."

Ich frage nach Druckstellen von den neuen Schuhen.
Fiona: "Nee nee, der Schuh hat nicht geschimmelt."
(gescheuert)

"Ach, meinst du die mit dem zerknautschten Gesicht?"
(Personenbeschreibung üben wir noch...)

"Wie heißt denn deine neue Freundin?"
- "Iwentolin."
"Bestimmt Gwendolin, oder?"
"NAHAIN! I-W-E-N-T-O-L-I-N!! Ich hab sie extra noch mal gefragt!!!"
(auf der Klassenliste las ich dann: Evangeline...) 

"Was habt ihr heute im Sportunterricht gemacht?"
- "Ach, nur 100-Kilometer-Lauf."

"Guck mal, hier ist die Schönhauser Allee."
F: "Und warum ist die Hauserallee schön?"

"Heute gab es Wurst zum Mittag."
- "Wie, nichts Warmes?!"
"Doch, das war so Wurst in Schnitzelhaut."

Am ersten Schultag abends:
"So, der Montag wäre geschafft. Denn kannst du jetzt durchstreichen auf dem Stundenplan."

Montag, 21. September 2015

Unsere Einschulungsparty

Einladungskarten gebastelt
Fiona hatte schon "eine ganze Ewigkeit" auf diesen Tag gewartet und nun war er endlich gekommen, ihre Einschulung! Einerseits freute ich mich ebenfalls riesig auf die Feier, andererseits heißt die Einschulung für Eltern ja auch, sich ein Stück weit von seinem "Baby" zu verabschieden... Hach!
Bei uns ist der Schulanfang neben Jugendweihe, Abiball und Hochzeit eines der größten Feste im Leben eines jungen Menschen. Endlich Schulkind, hurra! Und weil ich außerdem so gerne Partys plane, beschäftigte ich mich schon lange vorher mit Deko, Spielen, Kuchen und graste regelmäßig systematisch Pinterest und Amazon nach Ideen ab. Fiona liebt systematische Übersichten und hat sich für die 3 Wochen vor dem großen Tag eine Tabelle bestellt, bei der sie jeden Tag eintragen kann, was sie vorhat, u.a. Currywurstmuseum, Geburtstage und Bahnfahrten. Damit wurde die Zeitspanne für sie ein bisschen greifbarer als nur: "Wie lange noch?" - "3x Sendung mit der Maus".


Ich für meinen Teil brauchte keine Tabelle, aber checkte seit t minus 10 Tagen stündlich die Wettervorhersage, die sich als wahrer Krimi präsentierte. In den Tagen vor besagtem Samstag wechselte das yahoo-Wetter täglich zwischen Sonne/Wolken und 90% Regen und Gewitter. Im Endeffekt war es vormittags zum Klassenfoto vor der Schule sehr schön, aber frisch, und nachmittags teilweise nass, was aber der guten Stimmung unter dem Partyzelt in unserem Garten keinen Abbruch getan hat!


Geschwisterplüsch kurz vor'm Losgehen <3
Am Morgen von Tag X fuhren wir früh zu einer guten Freundin, Fionas Haare machen lassen. Mich lässt sie nicht oder nur selten flechten, aber an so einem wichtigen Tag möchte man ja wie eine Prinzessin aussehen. Wieder zu Hause angekommen, holten wir die Kleider aus dem Schrank, die schon so oft anprobiert und bestaunt worden sind in den vergangenen Monaten. Sie strahlte beim Anziehen über das ganze Gesicht und wäre am liebsten sofort losgelaufen zur Schule. Unsere Feierstunde in der Turnhalle der Grundschule begann um 11 Uhr. Als beide Kinder angezogen waren und Mama sich wasserfest geschminkt hatte, liefen wir mit leerer Mappe auf dem Rücken und schwerer Schultüte im Arm in Richtung Schule. Unterwegs bemerkte ich, dass ich zwar Notfallbabykekse, eine Flasche Wasser und meinen Hausschlüssel, aber keine Taschentücher eingepackt hatte. Anfängerfehler!


Als wir ankamen, war die Turnhalle bereits brechend voll. Fiona bekam von einer größeren Schülerin einen Blumenstrauß und das ausgemalte Schulmaskottchen am Stiel in die Hand gedrückt und wurde von der Hortnerin zu den Bänken begleitet, auf denen die anderen Schüler der Klasse 1b schon Platz genommen hatten: "Tschüss, mein Schatz. Viel Spaß! Ich hab dich lieb!"
Wir suchten uns währenddessen im hinteren Teil der Halle einen (Steh-)Platz und warteten, dass die Veranstaltung begann.
"Liebe Schülerinnen und Schüler der ersten Klassen, liebe Eltern, liebe Gäste....". Mir rollten schon beinahe die Tränen, als ich den Anfang der Begrüßungsrede der Schulleiterin hörte, denn es waren die gleichen Worte aus dem gleichen Mund wie damals 1993, als die kleine Vivi mit ihrer Schulmappe vorne auf der Bank gesessen hat. Flashback!


Die älteren Schüler gestalteten ein schönes Programm vom kleinen Zwerg, der in die Schule geht, sangen "Alle Kinder lernen lesen" mit Buchstabenschildern und spielten mit den Erstklässlern ein niedliches Theater mit deren Schulmaskottchen ("Jetzt tanzt es auf eurer Hand"..."Jetzt winkt es dem Nachbarn" usw.). Felicia war übrigens die ganze Zeit über wach, sagte aber keinen Ton, als ob sie gewusst hat, dass ihre große Schwester an diesem Tag die Hauptperson gewesen ist.
Dann kam der große Moment: die Kinder wurden klassenweise aufgerufen und nach vorn gebeten, bekamen ein Kuscheltier als Schlüsselanhänger geschenkt und stellten sich in Zweierreihen auf, um dann gemeinsam mit der Lehrerin ins Klassenzimmer zu gehen. Wie mein kleines großes Mädchen da so selbstbewusst nach vorn ging, als es seinen Namen gehört hat, und sich ganz selbstverständlich in die Mappenträger einreihte, musste ich doch kurz schlucken. Aber weinen war nicht drin, ich hatte ja die Taschentücher zu Hause vergessen ;)

Nach einer zumindest für mich sehr emotionalen Rede an die Eltern, in der es u.a. um Selbstbewusstsein, Vertrauen, Selbstständigkeit und Loslassen ging, wurden auch wir "entlassen" und konnten zu den Schulgebäuden gehen, aus denen die Kinder wenige Minuten später mit ihrer Klassenlehrerin kamen und sich bei strahlendem Sonnenschein für ein allererstes Klassenfoto aufstellten. Ich machte gerade ein kurzes Video als alle auf Kommando "Ameisenscheiße" riefen und herzhaft lachten, allerdings ist auf der Aufnahme auch zu hören, wie die Frau neben mir sehr penetrant zum wiederholten Male ihre sonnengeblendete "Coraaaa" dazu aufforderte, die Hand runterzunehmen. Well...

Fiona mit meinem Papa


Kurz bevor wir für's Mittagessen mit der Familie zum Italiener gefahren sind, bekam Fiona von Papa auf dem Schulhof noch ihre große Arielle-Zuckertüte überreicht, deren Inhalt natürlich nicht unausgepackt bis nach dem Essen warten konnte: Radiergummis in allen Formen und Farben, Süßigkeiten, Rechenschieber, ABC-Taschentücher, Buchstaben-Memo, Zahlenkarten, Namensetiketten, Meeresaufkleber, ABC-Zauberduell, flauschige Kramtasche, Anspitzer, Schutzengel, Armband, Tintenroller, Schere, Pinsel, Bleistifte, ... und das Wichtigste:
Kalle, die (Kuschel-)Qualle!

 


Nach dem Italiener ging es nach Hause, wo die bunten ABC-Luftballons am Zaun schon verrieten, dass im Garten eine Party steigen würde. Die Papiertischdecken und Zuckertütengirlanden hatten wir am Vorabend schon angeklebt. Die hatten sich inzwischen teilweise selbstständig gemacht und mussten nochmal nachgeklebt werden, bevor die Gäste kamen. Während die Großen diverse Kuchen, Torten, Bowle und Getränke in den Garten brachten, räumte Fiona die zweite Schultüte aus, ebenfalls im Meeresdesign und nur unwesentlich kleiner als ihre große.
Auf den Tischen verteilte ich in der Zwischenzeit Schulaufkleber, kleine Glitzerbuchstaben und selber gemachte Teelichtbehälter a.k.a. recycelte Breigläschen mit Maskingtape und Schulkindaufkleber, die erst in den Abendstunden richtig gut zur Geltung kamen.
Die Kuchenproduktion hatten wir - meine beste Freundin, meine Mama und ich - unter uns dreien aufgeteilt und ich war am Vortag der Einschulung sehr sehr froh, dass ich mich "nur" um Muffins (mit Oblaten und Lebensmittelstiften dekoriert) und einen Kuchen mit bunten Fondant-Buchstaben kümmern musste...
Und so sah es dann aus, unser Schulstart-Kuchenbuffet:



 

 
 


kleine Zuckertütenattrappen als Deko zum Aufhängen

 



Fiona war zu der Zeit schon voll im Zuckertütenwahn, insgesamt hat sie von den Gästen 8 (!) Stück
in allen möglichen Größen bekommen. Wie vermutet, stand die Party ganz im Zeichen der Quallen, ihrer Lieblingstiere. Quallenlampe, Quallenlexikon, Quallenstempel, Flaschenqualle und sogar eine selber gebastelte Schultüte mit Quallen dran!
Nach dem Kaffeetrinken fing es zu regnen an. Weil ich das nach dem Wettervorhersage-Krimi schon geahnt hatte, habe ich auch ein paar Regenspiele vorbereitet, z.B. ein Allgemeinwissens-Quiz, bei dem die Erwachsenen gegen die Kinder angetreten sind, das "Teekesselchenspiel" ebenfalls in den Teams und das Spiel mit dem Teller auf dem Kopf. Und weil sowohl Erwachsene als auch Kinder dabei großen Spaß hatten (und bei der Durchführung sehr witzige Fotos entstanden sind), erzähle ich euch kurz davon.

SPIELIDEE:
Jeder Gast bekommt einen Pappteller, den er auf seinen Kopf legt, und einen Stift. Dann wird nach Ansage blind gezeichnet: eine Linie für den Boden, ein Schulkind, in dessen rechter Hand eine Schultüte, darin mindestens 3 Spielzeuge o.ä., in der linken Hand einen Teller und darauf ein Stück Kuchen. Natürlich habe ich die Anweisungen immer so gegeben, dass man nicht schummeln und mit durchgehender Linie zeichnen konnte. Beim Auswerten der interessanten Gemälde ("Oh Gott! Bitte WAS habe ich da gemalt?!") wurden Punkte verteilt: 1 Punkt, wenn das Kind den Boden berührt, 1 Punkt, wenn der Teller und die Schultüte in der Hand sind und jeweils 2 Punkte, wenn sich der Inhalt tatsächlich in der Zuckertüte und der Kuchen auf dem Teller befindet. Great fun!


Abends gab es angesichts der relativ frischen Temperaturen statt Gegrilltem heiße Soljanka und Gulaschsuppe und wir vergnügten uns auch im Dunkeln noch eine Weile mit dem Selbstauslöser an der Photo Booth Station. So ging ein unvergesslicher Tag mit vielen lieben Gästen und tollen Momenten zu Ende und Fiona fiel spät abends überglücklich und stolz ins Bett...

Und hier sind noch ein paar (nicht gesponsorte!) Links für euch, falls ihr eine Einschulungsparty plant und passendes Zubehör sucht:

Photobooth-Vorlagen (Buch)
Quizfragen für Kinder/Erwachsene
personalisierte Schulkind-Aufkleber und Türschild
Muffinaufleger-Malset mit Lebensmittelstiften
Alphabetausstecher, z.B. für Fondant
Schultüten-Girlande
Kalle, die Kuschelqualle (& exotic friends!)
Buchstaben-Konfetti 
Kerzenset Schulfang
Schulkind-Armband 
Einschulungs-Servietten

Sonntag, 20. September 2015

9 Monate kleines F


Mein liebes Baby,

ich muss noch ein letztes Mal diese Anrede benutzen, auch wenn du mit 8kg und ca. 78cm schon ziemlich "handfest" aussiehst und kaum noch etwas an das winzige Neugeborene von vor 9 Monaten erinnert. Beim nächsten Brief in 3 Monaten wirst du nämlich schon 1 Jahr alt (!) und dann ist das mit dem Baby ja wohl endgültig passé...

In den vergangenen 3 Monaten hat sich einiges getan: man merkt jetzt deutlich dein Interesse an der Welt. Du hast bereits ein Lieblingsbuch ("Mein erstes Buch von den Tieren"), das du immer beim Essen "liest". Die dicken Papp-Seiten waren z.T. schon verklebt und haben ziemlich gelitten, aber das ist dir egal. Auf die Schieber stehst du total. Wann immer man fragt "Wo ist der Löwe?" steckst du deinen kleinen Zeigerfinger in das Loch und ziehst den Schieber vor. DA ist der Löwe!
Auch frisst du jetzt nicht mehr die Seiten an und weichst die Pappe auf, bis die Farbe abgeht, sondern du benutzt Bücher tatsächlich so, wie ursprünglich vorgesehen. Jedenfalls meistens. Bye bye, orale Phase!


Dein liebstes Spielzeug ist momentan die große Feuchttücherbox neben dem Wickeltisch (auf den du kaum noch rauf passt übrigens). Wenn du die Box zu fassen kriegst, ziehst du sie zu dir ran, trommelst darauf rum und freust dich über diese fette Beute. Ich bin ganz froh, dass du die Taste zum Öffnen noch nicht entdeckt hast, aber lange wird wohl auch das nicht mehr dauern.
[Ich muss wohl nicht extra erwähnen, was sie - als könnte sie lesen, was ich gerade schreibe - just in diesem Moment hinter mir macht im Laufgitter? Es klingt jedenfalls so: rupf, hihi, rupf, hihi, rupf, ...]

Apropos trommeln: Musik hast du vermutlich im Blut, genau wie deine große Schwester. Wenn ich Kinderlieder anmache aus der musikalischen Früherziehung, wippst du rhythmisch auf und ab, drehst deinen Kopf wild hin und her, lächelst und fängst an zu klatschen mit deinen kleinen Händchen.
Das. Ist. So. Süß!!
Wenn ich dich mal zum Unterricht mitnehmen muss oder du bei einer Probe dabei bist, hörst du aufmerksam zu, solange wir spielen. Wenn ich dann allerdings den Schülern etwas erkläre, äußerst du lautstark, wie unwichtig du dieses theoretische Gelaber findest und erklärst mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik, dass wir endlich weiterspielen sollen. Überhaupt ist deine Gestik wahnsinnig ausdrucksstark. Ich kann mich nicht erinnern, dass Fiona das ähnlich ausgeprägt hatte. Zum Beispiel streckst du deine Händchen aus, machst mit den Fingern immer wieder eine Faust, drehst sie dabei leicht und öffnest sie wieder, wenn du etwas haben oder mitteilen möchtest.
Winken, Klatschen und energisches Kopfschütteln ("Neeee") sind deine neusten Features, die du bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu perfektionieren versuchst.


Wenn du staunst, formst du mit deinen Mini-Lippen einen Kreis und sagst immer wieder zärtlich "Oooooohhhh!". Staunen kann man übrigens über einen leeren Karton genauso wie über blinkendes Plastikspielzeug. Oooohh, ooohhh!
Zu deinem Vokabular zählen außerdem MAMAMAM und BABABA, sowie lautes Lachen aus vollster Kehle, so dass man sich dabei selbst kaum halten kann, so ansteckend!

Wenn deine Cousine Charlotte zu Besuch ist, könnt ihr euch jetzt schon richtig unterhalten!
"Agraa" - "Mamam!" - "Rrrguu" - "Babbooee" - "Chrrr". Sie ist 3 Monate jünger als du und von Mal zu Mal merkt man, wie sich der anfangs noch riesige Unterschied langsam "verwächst". Ihr interessiert euch für das gleiche Spielzeug, ihr tragt die gleiche Kleidergröße und einer Cousine kann man ganz wunderbar ein bisschen an den Haaren ziehen, vor allem, wenn sie davon mehr hat als man selbst! Es ist toll, euch beiden beim Wachsen zuzusehen!

Seit etwa 4 Wochen bist du mittendrin in der Fremdelphase, das heißt konkret: MAMA!
Solange du auf meinem Arm aus sicherer Entfernung andere Leute angucken kannst, lächelst du sogar. Aber wehe, wenn ich auf die Idee komme, auf "Kann ich sie mal nehmen?" mit "Ja" zu antworten. Dann brüllst du auf dem fremden Arm von 0 auf 100 so, als würde man dir Arme und Beine ausreißen. Nehme ich dich wieder, bist du schlagartig ruhig und grinst. Nun ja...

Die Nachmittage verbringst du - zusammen mit deiner Schwester - immer für 2 Stunden bei meiner Mama. Das klappt super und durch den täglichen Kontakt fremdelst du bei ihr nicht. Im großen Kinderwagen, liebevoll dein Wohnmobil genannt, kannst du entspannen, spielen, schlafen und fühlst dich wie zu Hause. Ihr verbringt jeden Tag eine harmonische Zeit miteinander, bis zu dem Zeitpunkt, an dem du mich kommen siehst. Denn dann muss man seinem Unmut weinend Ausdruck verleihen.

Du bist in jeder Hinsicht ein "extremes" Baby, so lala gibt es bei dir nicht. Entweder bist du sehr freundlich, lachst, flirtest und quietschst vor Freude oder aber du bist extrem genervt und tust das auch sehr deutlich kund. Ich bin jedes Mal überrascht von dem erstaunlichen Repertoire an Gesichtsausdrücken, über die du schon verfügst! Am besten präsentieren kannst du sie übrigens beim Mittagessen: bei Kartoffeln mit Hackfleisch oder Nudeln Bolognese kann es gar nicht schnell genug gehen und du lachst wie eine Hyäne, immer wenn du einen Bissen im Mund hast, und bei Rahmspinat ziehst du die angeekelt-Palette aus dem Ärmel. Börgs!
Was du besonders gut kannst, ist, Bananenstückchen, Gurkenscheiben oder auch Spielzeuge in nicht dafür vorgesehene Öffnungen zu stecken. Wenn du fertig gelesen hast, drehst und wendest du zum Beispiel dein Buch so lange, bis es tatsächlich in die kleine Lücke zwischen deinem Stuhl und der Wand passt. Bumms, weg. Außerdem interessierst du dich brennend für Physik und die Phänomene des Alltags: wie lange braucht die Schüssel, bis sie unten angekommen ist? Was macht sie für ein Geräusch? Klingt sie genauso, wenn sie links vom Stuhl fällt oder rechts? Klebt Marmeladentoast, wenn man es auf Mamas Kopf fallen lässt, während die gerade unter dem Tisch Essensreste aufsammelt? Macht ein beherzter Griff in die offene Butter die Haut weicher? Und wohin fliegt eigentlich Brei, wenn man ihn mit Schwung vom Löffel katapultiert? ....


Gestillt wirst du immer noch, aber eigentlich nur über den Tag verteilt ein Mal und dann abends zum Einschlafen bzw. nachts. Ich bezweifle, dass es da noch um Nahrungsaufnahme geht. Viel mehr ist es das Bedürfnis nach Nähe und Nuckeln und da du weder Däumchen noch Schnuller nimmst, funktioniert das Einschlafen nicht anders. Es ist ja nicht so, dass wir keine Nuckel hätten! Alle erdenklichen Farben, Formen und Modelle hast du zur Auswahl. Du steckst ihn dir beim Spielen in den Mund, gerne auch falschrum, nur um ihn danach mit angeekeltem Gesichtsausdruck wieder rauszuziehen. Ich glaube, das haben sich die Hersteller irgendwie anders gedacht, Baby! Ich für meinen Teil genieße diese ruhigen, innigen Momente noch, weil ich weiß, dass wir uns nie wieder so eng verbunden fühlen werden wie jetzt beim Stillen.


Wenn du, wie gerade diesen Moment, mit einer leeren Schultüte von Fiona spielst und ich sehe, wie du auf der Spitze kaust, sage ich laut "Nein!" und nehme sie von deinem Mund weg. Darüber ärgerst du dich so, dass du im Laufgitter randalierst wie Godzilla! Du probierst es immer wieder, das machst du bestimmt nur, weil ich weiter oben geschrieben habe "bye bye, orale Phase". Man, Murphy!

Ich werde oft gefragt, ob es unter den Geschwistern schon Konkurrenz gibt.
Momentan ist es, wie schon von Anfang an, noch die ganz große Liebe von beiden Seiten. Niemanden guckst du so verliebt und glücklich an, wie deine große Schwester. Und von ihr bekommst du jeden Nachmittag, wenn wir sie von der Schule abholen, als Erstes einen Kuss. Sie liebt dich abgöttisch und ich laufe fast über vor Glück, wenn ich euch zusammen kuscheln sehe.

Was das Krabbeln angeht, machst du keinerlei Anstalten. Es ist genau wie vor 5 Jahren. Fiona ist irgendwann einfach aufgestanden und losgelaufen mit dem rosanen Puppenwagen. Ich vermute, bei dir wird es ähnlich ablaufen (haha). Wenn du in Bauchlage auf dem Teppich liegst, schiebst du dich rückwärts und legst so schon ganz schöne Strecken zurück. Besonders motivierend wirken kleine Lego- oder Playmobilteile, die du wie ein Adler aus einiger Entfernung schon anvisierst und als Ziel ins Auge fasst. Aber wenn ich dir auf alle Viere helfen will, guckst du mich an, als wäre ich von einem anderen Stern, lässt dich wieder in Bauchlage fallen und ignorierst deine außerirdische Mutter. Aber Krabbler waren wir ja alle keine, das ist wohl irgendwie genetisch bedingt.

Als ich deinen 6-Monatsbrief geschrieben habe, war gerade das erste Zähnchen unten rechts durchgekommen. Danach hattest du eine ganze Weile nur unten 2 lange Kuchenzähne, die bei jedem Lächeln dafür sorgten, dass man dich sofort knutschen wollte, weil es so niedlich aussah. Vor ein paar Tagen haben sich zu den Hasenzähnchen noch 2 gigantische obere Schneidezähne gleichzeitig dazugesellt! Die Spitzen, die rausgucken, sehen aus, als wären sie viiiel zu groß für deinen kleinen Mund und haben ganz schöne Zahnschmerzen gemacht! Und fotoscheu sind sie außerdem.


Im August warst du zum ersten Mal krank mit 39 Fieber. Ich gab dir alle paar Stunden Zäpfchen und Fiebersaft abwechselnd und leidete ganz schrecklich mit, weil es dir nicht gut ging und du quengelig und insgesamt ganz schön reduziert warst. Nach ein paar Tagen Fieber kamen dann plötzlich rote Punkte überall und damit stand die Diagnose fest: das 3-Tage-Fieber. Bei Fiona lief das damals nicht so "glimpflich" ab, denn die hatte sehr hohes Fieber (40 und mehr) und sogar Fieberkrämpfe. Da macht man ganz schön was mit...

Deine Augen sind inzwischen eindeutig nicht mehr blau, wie es im Reisepass steht, sondern dunkelgrün. Deine blonden Haare wachsen nun auch sichtbar und du hast sehr große Ähnlichkeit mit deiner Schwester, sagen alle. Wenn du friedlich schlummerst und ich deine süße Schlafschnute sehe, könnte ich dir stundenlang dabei zugucken!
Und manchmal sehe ich dich an und staune einfach nur über diesen kleinen eigenständigen Menschen, der da im Laufgitter sitzt und randaliert, und der vor gut 9 Monaten noch in meinem Bauch gestrampelt hat. Ein Wunder eben...

Du machst uns vollständig, Felicia.
Ich liebe dich,
deine Mama