Samstag, 17. September 2011

Jonas

Nun hat's mir doch tatsächlich am Mittwoch Nachmittag, nachdem ich mit letzter Kraft den Blogeintrag verfasst habe, völlig den Stecker gezogen: Fieber, Schüttelfrost, Kopf, Rücken, Beine, Arme, Kreislauf, Mandeln.
(Ich schmecke übrigens schon wieder nichts. Darf das wahr sein?!)
Mit dicker Fleecejacke legte ich mich auf die Couch, während für das Kind grenzenloses TV-Vergnügen (Danke! Danke, KiKa!) auf dem Programm stand. Da ich immer noch fror wie ein Schneider, schnappte ich mir das, was in nächster Nähe lag und somit ohne größeren Bewegungsaufwand zu erreichen war: eine von Nonas tausend Decken. Ich kuschelte mich in Embryonalstellung auf die schmale Couch und versuchte, mich auf etwas anderes als das Frieren zu konzentrieren als ein kleines Monsterkind plötzlich vor mir stand und mit den Worten:
"Nein, Mama! Nonos Decke!" die Decke wegzog. *bibber*
"Nono, bitte, Mama ist krank. Mir ist so kalt, darf ich deine Decke haben? Biiittteee. Du darfst mich auch zudecken."
(Rollentausch?! Normalerweise ist das nörgelnde "Biiittteeee" aus Nonas Wortschatz...)
"Nein." --- gerunzelte Stirn --- "Nonos Decke."
Nach weiteren 5min Diskussion (ich hatte schon blaue Lippen! Bestimmt!) konnten wir uns einigen: Mama bekommt die Decke, aber nur, wenn Nona mit auf die Couch darf und sich auch zudecken kann.
Die erste Gesetzmäßigkeit, an die ich mich aus dem Physikunterricht in der 8.Klasse erinnern kann, lautet: wo ein Körper ist, kann kein anderer sein. An diesem Mittwoch haben wir beide diese Erfahrung in der Praxis gemacht. Meine angewinkelten Beine hingen über die Sitzfläche rüber, Nona saß auf halber Backe direkt vor meinem Gesicht und zog ein Stück Decke zu sich mit den Worten: "Nono auch krank." Ich freute mich über die partielle Dunkelheit vor meinen Augen und darüber, dass ich KiKa nur hören und nicht sehen musste. Als ich gerade begonnen hatte, mich in dieser Position zu entspannen und der Presslufthammer im Kopf ein wenig nachließ, fiel ihr Hasi runter. Mehr brauche ich dazu wohl nicht zu sagen....

Habe ich euch den Hasi eigentlich schon vorgestellt?
Hasi ist - seit die Prinzessin ein halbes Jahr alt ist (was war da? Genauuu, Ostern^^) - ihr ständiger Begleiter. Zum Schlafen, zum Trösten, zum Kuscheln, zum Spielen, zum Dummheiten machen, zum Baden (!)...


Fiona weiß, dass Hasi nicht in den Kindergarten gehen möchte, weil ihn dann die anderen Kinder anfassen. Dann weint er. (Baden geht er übrigens auch nicht gerne, das hat sie schon feststellen müssen...) Deswegen haben wir zu diesem Zweck (also Kita, nicht Baden!) den Kita-Hasi (sie sagt: "Kika-Hasi", da hat sie wohl was falsch verstanden....der heißt nämlich KiKaninchen ^^ ach, egal). Kita-Hasi sieht zwar anders aus und ist eigentlich ein Wärmekissen in Form eines Hasen aus der Apotheke, aber das Schlafen im Kindergarten klappte mit ihm von Anfang an. Puuhh!

Nun haben bestimmte Dinge von mir mal das Adjektiv "lieb" angehängt bekommen, um sie Fiona besonders "schmackhaft" zu machen, z.B. "das liebe Fläschchen" oder eben "der liebe Hasi", jedoch ohne Betonung auf "lieb" (im Gegensatz zu "das böse Fläschchen" .... wisst ihr, was ich meine?). Seitdem sie so explosionsartig mit Wörtern um sich wirft, sagt sie auch "lieb". Allerdings nur im Akkusativ.
Tja, und so heißt er nun: LIEM HASI, ein Eigenname.

Vor einigen Tagen zog Jonas bei uns ein. Kennt ihr nicht? Ich kannte ihn auch nicht.
Bis dato nannte sich Madame selbst "Nona" oder "Nono". Plötzlich sagt sie: "Jona", kommt dem ursprünglichen, von ihren Eltern vergebenen, Namen schon recht nahe. Und da die momentane Haben-sonst-Bock-Phase sehr akut ist, hört man hier den ganzen Tag nur noch, wie sie alle Dinge als ihre deklariert. Beim Einkaufen rennt sie zum Wurstregal, reißt die Glastür auf, schnappt sich irgendwelche Wurst und flötet: "Jonas, Jonas". Das gleiche bei den Eiern, beim Joghurt und beim Saft. Jonas kann von mir aus wieder ausziehen, denn er ist wirklich stressig. Das steht der "liem Nona" gar nicht. Schlechter Umgang...
Jonas war auch gestern nachmittag am Werk, glaube ich. Er sitzt dann immer ganz dicht an ihrem Ohr und flüstert, was sie als nächstes sagen soll. Anders kann ich mir Vorkommnisse wie das folgende nicht erklären.
"Nono auch Pommes und Eis kaufen".
(The person you've called is temporarily not available....hab ich gerade richtig gehört? 1, 2, 3, 4, 5, 6 Wörter? 2-Jährige sprechen maximal 3-Wort-Sätze. Kannst du dich bitte daran halten?)
Jonas' Flehen wurde von Minute zu Minute eindringlicher.
Also gut, wir fahren zum "goldenen M".
Am Auto-Schalter: "Nona, was möchtest du essen?"
"Pommes".
"Ein Happy-Meal mit Pommes, Nuggets und O-Saft bitte."
"Ok, fahren Sie vor zum 2.Schalter."
Wir kommen zum 2.Schalter, warten auf das Essen.
Nono wird gefragt: "Was bekommst du denn zu essen?"
Nona: "EIS."
Hmpf, fail. Oder wie Homer Simpson sagen würde: "D'OH".

Seit sie ganz klein ist, hat sie eine besondere Vorliebe für Sprudelwasser. Trinkt einen kleinen Schluck, verzieht das Gesicht, lacht laut und trinkt nochmal and so on. ("...eine Flasche von die Wasser die soooo schön 'at geprickelt in mein Bauchna...." - nein stopp, das war was anderes.) Jedenfalls nannte ich es lautmalerisch: "Prickelwasser".
Verwendet wurde es z.B. in Situationen wie dieser:
Nona rennt zum Tisch, schnappt sich einen Becher und will trinken.
Ich: "Nona, das ist aber Prickelwasser."
Nona: "Ja. Nona kicken." (nonisch für: trinken)

Ich habe sie gewarnt. Nun, wo sie wie gesagt ALLES nachplappert, konnte sie den Quittierton "Ja" auf meinen Warnhinweis noch ergänzen durch den Zusatz: "Pickelwasser". Clearasil zum Trinken, sozusagen. Wer weiß, wofür's hilft ^^

P.S. Ich glaube, das Flur-Pferd wollte uns was sagen.
"Kommt ein Pferdchen geflogen, setzt sich nieder auf mein Bett..."
Ich dachte schon, ich halluziniere im Fieberwahn. Ich lag auf meinem Bett und telefonierte, als plötzlich an der offenen Tür zum Kinderzimmer langsam ein rosa Pferd mit Horn vorbei schwebte...andere müssen erst nach Holland fahren, damit sie rosa Einhörner fliegen sehen :)

(Das ist KEINE Momentaufnahme, sondern ein Stillleben)


Der Papa hat abends das Horn eröffnet, dann hatten wir ein bisschen Spaß mit Schlumpf-Stimmen und dem Rest Helium und danach hat er es mit Luft wieder gefüllt und am Horn zugebunden. Es hat jetzt statt des Hornes einen "Pops", wie Nona sagt (Zopf). Sie schimpft wie ein Rohrspatz, wenn sie die Schnur loslässt und das Pferd nicht hochsteigen will. Dann hört man aus dem Kinderzimmer ein wütendes:
"Hüü hoch, in Himmel!!!!"

2 Kommentare:

  1. Und nachdem wir ihr ihre Pommes wieder schmackhaft gemacht
    haben und sie fragen, ob sie von Mamas Eis einen Haps möchte, lehnt sie diesen ab... ;)

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  2. Hihi, ja, so war's :)

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